Marcus Graening im Interview

Rettungsschwimmer aus Leidenschaft

Sommer, Sonne und Badezeit – die Saison auf der Insel ist in vollem Gange und damit läuft die Arbeit der Rettungsschwimmer auf Hochtouren. Sie wachen an der Westküste über das Kostbarste, was die Insel besitzt: das Meer und den Strand. Und sorgen für die Sicherheit derjenigen, die beides genauso lieben wie sie. Im Interview mit SYLT life plaudert Marcus Graening, Rettungsschwimmer am Rantumer Strandabschnitt Sansibar, aus dem Nähkästchen und räumt mit Vorurteilen auf.

Du feierst in diesem Jahr dein 25-jähriges Jubiläum als Rettungsschwimmer beim ISTS. Was macht der Job für dich aus?

Dieser Job ist ein Traum, der hat Geschichte, der hat Kultur. Es ist ein großer Teil meines Lebens, und ich habe jeden Tag aufs Neue Spaß am Strand. Es ist eben ein ganz spezieller Zusammenhalt unter uns Rettungsschwimmern. Ich versuche auch immer viel an die Neuen weiterzugeben. Ich weiß genau über die Aktivitäten am Strand und im Wasser Bescheid. Nach wie vor gehe ich morgens an den Strand und kenne die Gefahrenstellen, weiß, wo sind die Leute, die baden gehen, welcher Strandkorb eventuell an einer gefährlichen Stelle steht und wo die kleinen Kinder sitzen. In der ersten halben Stunde orientiere ich mich geografisch. Auch zähle ich Köpfe im Wasser. Das unterscheidet letztendlich den erfahrenen Schwimmer von dem Neuling.

Was sind eure Aufgaben als Rettungsschwimmer?

Ich betrachte uns in erster Linie als einen Info-Point, wir sind Informationsratgeber für Kurgäste und so eine Art ganz kleine Strandpolizei. Die Einsätze im Wasser machen vielleicht fünf Prozent von dem aus, was man so über den Tag machen muss. Am Hauptstrand in Westerland ist es mit Sicherheit mehr. Wir sind in erster Linie dazu da, den Leuten zu erklären, wie alles funktioniert mit dem Baden. Wo ist das Badefeld? Was bedeuten die grünen, gelben und roten Flaggen? Warum eigentlich rot-gelbes-Badefeld? Deswegen haben wir jetzt Tafeln gefertigt, wo alles genauestens erklärt ist. Mit genauen Beobachtungen über das Badeverhalten der Gäste minimiert man die Möglichkeit, einen Einsatz zu haben. Die meisten Badeunfälle lassen sich durch präventive Einflussnahme von Seiten der Rettungsschwimmer verhindern. Durch die rechtzeitige Aufklärung über die Gefahren lassen sich die Badeaktivitäten der Gäste entsprechend beeinflussen. Wir müssen auf die Dünen, Betrunkene und Drohnen aufpassen, unglaublich ignorantes Verhalten von Seiten der Gäste ändern und verbessern, rücksichtsvoller Umgang untereinander. Und wir kümmern uns auch um kleinere Verletzungen am Finger oder einen umgeknickten Fuß. Es ist ein Job mit einer 39-Stunden-Woche, sechs Tage die Woche von 10.30 bis 17 Uhr. Mit 17 Ständen und 40 Rettungsschwimmern sind wir die größte Gemeinde. Drei Strände in Westerland und zwei in Rantum sind ab dem 15. Mai bis 30. September und alle anderen vom 1. Juni bis zum 15. September besetzt.

Welche Ausbildung besitzt du mit deinem Rettungsschwimmer-Team?

Wir haben alle ein DLRG-Rettungsschwimmerabzeichen in Silber und haben einen Erste-Hilfe-Kurs gemacht. Zusätzlich müssen die Schwimmer des ISTS eine Prüfung ablegen, die ein 1000-Meter-Schwimmen in unter 20 Minuten in der Sylter Welle beinhaltet.

Wie bereitet ihr euch vor?

Alle Rettungsschwimmer vom ISTS machen jeden Mittwochmorgen für eine Stunde am Westerländer Hauptstrand ein rettungsspezifisches Training. Das heißt, wir spielen alle Rettungsgeräte durch, dann fahren wir auch mal mit den Jetskis, Konditionstraining, Leinenübungen, Brettübungen, veranstalten auch intern kleine Contests. Für die Schwimmer, die im ersten Jahr dabei sind, gibt es ein separates Schwimmtraining in der Sylter Welle jeden Donnerstag. Das ist verpflichtend, das ist Dienstzeit und wird bezahlt. Wir machen auch immer Anfang Juni beim DRK Westerland eine strandspezifische Einweisung. Da wird drei Stunden lang ausschließlich auf Strandunfälle, Beatmung, Reanimation und auf den Inhalt unseres Rettungsrucksacks eingegangen. Auch haben wir die Möglichkeit von Vertragsabschluss bis Vertragsende, jederzeit kostenfrei in der Sylter Welle zu trainieren. Das ist einfach eine super Sache, dass der ISTS das möglich macht. Und am 3. August findet der Rettungsschwimmer-Contest mit den anderen Gemeinden statt.