Himmel abgeschafft!

„Himmel abgeschafft“, sagte Galileo Galilei Anfang des 17. Jahrhunderts, als er mit seinem soeben erfundenen Fernrohr das Weltall entdeckte und damit den Beweis lieferte: nicht die Planeten drehen sich um die Sonne, sondern gerade anders herum. 100 Jahre zuvor war es Kopernikus gewesen, der mutig und einsam die Sonne anhielt und die Erde in Bewegung setzte. Schluss mit der Glaskuppel, an die die Planeten geklebt sind und durch deren Löcher die Sterne durchblitzen. Die Welt wurde neu gedacht!

Warum ich das an den Anfang meiner kleinen Kolumne stelle? Es ist so aktuell, wie es nur sein kann. Wir sind aufgefordert, die Welt neu zu denken. „Disruptive“ ist das Stichwort, das die großen Unternehmen gerade beherrscht und die Start-up Szene antreibt: stören, zerlegen und wieder neu zusammensetzen. Elon Musk, Tesla und die Reise zum Mars. Wie sagt der geniale Querdenker frech dazu: Wir brauchen einen Planeten B, falls es mit unserer Erde nicht mehr klappt. – Das ist schon beängstigend und wenn wir in den Sylter Wolkenhimmel schauen, dürfen wir darüber mal eine Minute ernsthaft nachspekulieren. Was heißt das alles und wie viel sind wir bereit, darüber selbst zu reflektieren und unser Leben zu verändern?

Die aktuelle Kollektion von Roma e Toska hat Kopernikus zum Thema und sein Heliozentrisches Weltbild, in dem der Kosmos richtig geordnet wird, damit die Sonne im Mittelpunkt von allem steht. Die Wissenschaftler, Mathematiker und Philosophen in seiner Nachfolge haben über die Jahrhunderte immer weiter versucht, mehr zu beweisen und unsere Welt besser zu erklären, die letzten Rätsel der schwarzen Löcher und des Urknalls zu verstehen. In diesem Kontext überrascht es nicht, dass der Nobelpreis für Physik gerade an zwei Wissenschaftsteams verliehen wurden, die sich mit unserem Universum beschäftigten.

Mit den Mitteln der Mode versuche ich mich unserer Welt zu nähern, dabei kommt mir das Schwergewicht Kopernikus gerade recht mit seinen Bildern, die erzählerisch sind, die mich mit den Trendfarben der Saison spielen lassen und hinter denen dennoch nicht weniger steht, als eine neue Sicht von Himmel und Erde. Ich nehme die Energie aus diesen Gedanken und stecke sie in die Entwürfe, in die Entwicklung der Stoffdrucke mit den bunten Kreisen und weißen Sonnen. Die Kragen der Blusen skizzieren ein wenig die Zeit zu Beginn der Renaissance, ebenso die Blazer mit den Knöpfen aus Metall, die einem Sonnensystem ähneln.

Eine Bluse bleibt eine Bluse, ob aus Seide oder aus Baumwolle, aber sie bekommt die Idee der Kollektion einverleibt, und auf einmal trägt man mehr als nur eine Bluse. Genauso ist es mit dem Seidentuch, das dem Gesicht schmeichelt und zugleich eine Geschichte erzählt, die weitererzählt werden will.

Und vielleicht schließt sich irgendwann der Kreis oder die Ellipse wie es Johannes Keppler in der Folge von Kopernikus im 17. Jahrhundert errechnete. Und dann landen wir in unserer Zeit und denken unsere Welt ein wenig neu, wenn wir am Strand spazieren gehen, wo wir jetzt ganz für uns allein sind. Was könnte unser Einsatz sein, damit sich die Erde mit uns drauf weiterdreht? Damit unsere Kinder und Kindeskinder auch noch durch die Dünen am Leuchtturm vorbei wandern können, so wie wir jetzt. Ich bin dabei und überlege in der Sprache der Mode, mit der Milchstraße 11 in Hamburg als Salon für Vorträge und Ausstellungen und dem Flagship Store in Kampen sowie mit den täglichen Beiträgen im Blog.

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