Lesung von Dieter Borchmeyer

Die Frage nach der Identität einer Nation

Das Schöne am Kampener Literatur- und Kultursommer? Die Vielfalt und die Mischung der Autoren, Künstler und Musiker, Anregungen zum kritischen Nachdenken, sich literarisch auf eine Reise von Ostfriesland bis London, durch die entbehrungsreichen Jahre des Kriegs zu begeben und schlussendlich in den Büchern der Neuzeit hängenzubleiben. Hier trifft man auf Menschen, die am Beispiel ihrer eigenen Geschichte Zusammenhänge erklären, die aufrütteln und mahnen.

Dieter Borchmeyer ist einer dieser Menschen, der mit seinem Buch bewegt und zum Nachdenken anregt. Keine andere Nation hat so sehr um die eigene Identität gerungen und tut es bis heute. Wie vielfältig und faszinierend die Antworten auf diese Frage im Lauf der Jahrhunderte ausfielen, zeigt der Autor am Sonnabend, den 23. Juni, um 20 Uhr. Von Goethe über Wagner bis zu Thomas Mann schildert er in seinem Buch »Was ist deutsch? Die Suche einer Nation nach sich selbst«, wie der Begriff des Deutschen sich wandelte und immer wieder neue Identitäten hervorbrachte. Er erzählt von einem Land zwischen Weltbürgertum und nationaler Überheblichkeit vom deutschen Judentum, das unsere Auffassung des Deutschen wesentlich mitgeprägt hat, von der Karriere der Nationalhymne und der deutschesten aller Sehnsüchte: der nach dem Süden. Der Literaturwissenschaftler erklärt, wie gerade die deutsche Provinz Weltkultur schaffen konnte.