RESET IN DEN FRÜHLING

Eine Rückbesinnung auf Mode als Kulturgut

In der Vergangenheit gab es so viele schöne Artikel in SYLT life zu Roma e Toska, über Trends und neue Kollektionen, über Farben und Lieblingsstücke im Kapitänshaus in Kampen. Nun blicken wir alle auf eine harsche Zäsur und diesmal nutze ich als Designerin, Bloggerin und Mutter von zwei erwachsenen Töchtern diese Plattform, um einen offenen Brief zu schreiben an alle LeserInnen und natürlich ganz besonders an all jene, die uns in den vergangenen Jahren immer treu gewesen sind.

Die erste Nachricht ist: Roma e Toska bleibt! Und die zweite gleich darauf: Wir stehen mehr denn je zu all den Werten, die uns immer ausgezeichnet haben: die nachhaltige Fertigung im Erzgebirge, die kleinen Auflagen, die Verantwortung innerhalb der gesamten Produktionskette, die Individualität und die Geschichten sowie die Reflexion über das, was Mode sein sollte: ein Kulturgut.

 

Während des Lockdown saß ich in der MILCHSTRASSE 11 in Hamburg, mein Mann war auf Sylt, meine Töchter in Frankreich, die Familie über die Ostertage das erste Mal verstreut, nicht auf der Insel. Alle sind gesund, das ist die Hauptsache. Das gilt auch für unsere Stoffproduzenten und Freunde aus der Lombardei in Oberitalien.

Täglich konnte ich jedoch in den einschlägigen Fashion-News lesen, wie diese gigantische Industrie ins Straucheln gerät, wie dünnhäutig das Konstrukt ist und wie überhitzt die Maschinerie war. Was Trendforscher schon lange forderten, wird plötzlich Wirklichkeit: die Rückbesinnung auf eine Ethik in der Mode. Was liefern wir Modemacher, wenn keiner etwas braucht? Ist es nicht abartig, wenn uns Marketing-Mechanismen einpflanzen, was wir wollen. Nein! Wir gewinnen wieder die Gestaltungs- und Entscheidungs-Oberhand als Kreative und als KäuferInnen.

So habe ich in den vergangenen Wochen begonnen, neue Modelle zu entwickeln, alte Stoffe aus früheren Kollektionen wieder aus dem Archiv zu holen, um daraus kleine sehr besondere Serien zu entwerfen: ROMA E TOSKA HAND MADE. Es war ein Motiv vor vielen Jahren, das seine Aktualität niemals verloren hat. Ebenso der Blumenstoff aus der Rosen-Kollektion von 2011. Es gab noch ein paar Meter, die nun für die Blusen-Modelle verarbeitet wurden. Alles besitzt eine wunderbare Frische, die mit den wiederentdeckten Teilen aus dem Kleiderschrank einen ganz eigenen Look entwickeln. Dazu kommen die Lackschuhe von Taglia Scarpe aus der Manufaktur, die auch für Yves Saint Laurent und Louis Vuitton produzieren, ein wenig Vintage Schmuck und Taschen.

Wir brauchen nicht mehr die Frühjahrs-Saison im Winter, die Ausverkäufe, wenn die ersten Sonnenstrahlen kommen, und der Weihnachtsmann muss auch nicht mehr Anfang Oktober in den Supermärkten auftauchen. Wir sind ausgebremst und auf das Jetzt geworfen. Lernen wir es endlich mal so richtig genießen. Ich freu mich auf Euch!

Birgit Gräfin Tyszkiewicz

PS: Bei jedem Kauf gibt es eine Roma e Toska Maske.