… weil es um Sylt geht.

Stichwahl am 28. März:
Interview mit Bürgermeister
Nikolas Häckel

 

46,7 Prozent im 1. Wahlgang – Wie zufrieden sind Sie mit dem Ergebnis?

Sehr zufrieden! Ich habe mich über das Ergebnis sehr gefreut, weil es eben einerseits Bestätigung des Vergangenen ist, aber anderseits habe ich durch den Wahlkampf und durch die zahlreichen Gespräche viel mitgenommen, was den Bürgern jetzt wirklich wichtig ist. Natürlich auch ein Vorschuss, auf das Kommende. 46,7 Prozent bei vier Kandidaten war schon, finde ich, ein sehr gutes Ergebnis.

Was sind Ihre konkreten Pläne für die Zukunft der Gemeinde Sylt?

Ich wollte mich bewusst im Wahlkampf abheben. Deutlich machen: Ich bin parteiungebunden, von daher habe ich auch kein Parteiprogramm, sondern ich nehme mein Amt in Sinne der Bürgerinnen und Bürger wahr. Aus dem Wahlkampf ist deutlich hervorkommen, dass die Bevölkerung nicht mehr höher, schneller, weiter will. Die Bevölkerung möchte gesicherten Dauerwohnraum und einen achtsamen Tourismus. Es ist aus diesem Wahlkampf so viel herausgekommen, das eigentlich, mit dem wofür ich stehe, und was ich in der Vergangenheit versucht habe umzusetzen, zusammenpasst.
Insofern geht es mir tatsächlich um die Themen, die ich bereits angepackt habe. Es geht mir um den Bereich Betreuung. Wichtig ist, dass Familien auf die Insel kommen können und Betreuung für ihre Kinder in den Kitas haben. Es geht mir aber auch um Senioren, die mir ja bekanntermaßen sehr am Herzen liegen. Auch muss der Blick auf die Gestaltung der Geh- und Radwege beibehalten werden. Wir müssen in das Thema Verkehrswende rein. Dort habe ich vieles mitinitiiert, wenn ich an unsere Gespräche mit dem Autozug zwecks Reservierungsmöglichkeiten und neuen Aufstellmöglichkeiten denke. Es ist schon so viel passiert, das ist ja alles nicht vom Himmel gefallen. Und von daher knüpfe ich an diese Themen an, aber mit deutlichen Schub von hinten, den ich jetzt durch den Wahlkampf und das Wahlergebnis bekommen habe.
Daneben versuche ich die Kritik, dass ich als Person präsenter auf Social-Media-Kanälen sein soll, umzusetzen. Damals habe ich den Konflikt gesehen, Nikolas Häckel auf Facebook und die Gemeinde Sylt auf Facebook – Wer bin ich denn dann? Ich konnte Facebook nicht als Privatperson nutzen, weil ich natürlich immer mit meinem politischen Wissen handel. Aus dem Wahlkampf habe ich gelernt, dass den Menschen wirklich wichtig ist, meine Haltung bei Social Media losgelöst von der Gemeinde Sylt zu kommunizieren. Hier möchte ich verdeutlichen, dass alle Texte auf Social Media von mir persönlich verfasst wurden und werden – 100 Prozent by Häckel.
Auch muss ich, auf gut Deutsch gesagt, mehr Arsch in der Hose haben. Ich habe eigentlich immer gesagt, ich möchte moderat sein, ich möchte vermitteln und ich möchte nicht der laute trumpelnde sein, sondern eigentlich vermittelnd, ruhig, unaufgeregt. Das hat natürlich zur Folge, dass man nicht als der Plapperer wahrgenommen wird. Aber ich muss mehr klappern und nach außen meine persönliche Haltung kommunizieren. Genau diese Punkte nehme ich aus dem Wahlkampf mit. Wir haben vor sechs Jahren über ein Sylt-Kennzeichen diskutiert, heute reden wir über Verkehrswende, Dauerwohnraum und Tourismusstrategien – es ist ein ganz anderer Wahlkampf mit ganz anderen Inhalten. Und die nehme ich jetzt auch mit in meine Zukunft, wenn ich sie denn hier auf diesem Sessel haben darf.

Wie unterscheidet sich Ihr Programm von dem des verbliebenden Mitkandidaten?

Wir unterscheiden uns deutlich. Die CDU steht für »Wir möchten, wir möchten, wir möchten«, während ich eben nicht für höher, schneller, weiter stehe. Ich sage, wir müssen die bestehenden privaten Dauerwohnraum sichern – es gehen jedes Jahr 70 Dauerwohnungen durch Umwandlung verloren. Mein Mitbewerber sagt nein, kein Eingriff. Also wir unterscheiden uns schon deutlich. Wer genau hinschaut und auch hinhört, der erkennt, dass mein Mitbewerber ganz klar ein Parteiprogramm verfolgt und ich den Bürgerwillen mitnehmen möchte und werde. Ich habe fünf Fraktionen, die hinter mir stehen. Auch denke ich, es tut der Gemeinde Sylt ganz gut, dass ich überparteilich arbeite und den Bürger-Dialog suche.

Was bedeutet die Unterstützung der fünf Fraktionen für Sie?

Sie unterstützen mich ideell in meinem Wahlkampf. Entgegen der Gerüchteküche bekomme ich keinen Cent von irgendeiner Partei für meinen Wahlkampf. Mein Wahlkampf ist mein Wahlkampf! Es ist eine reine ideelle Unterstützung. Ich bleibe überparteilich, ich bleibe unabhängig.
Die fünf Fraktionen unterstützen mich und die im Wahlkampf diskutierten Themen. Natürlich gibt es nachher auch zwischen ihnen Unterschiede, klar muss auch so sein, sonst macht es ja auch keinen Sinn, eine Fraktion zu haben. Aber eine grobe gemeinsame Linie ist erkennbar. Durch die fünf Fraktionen habe ich eine sogenannte gestalterische Mehrheit. Wenn die Fünf geschlossen einer Meinung sind, dann haben sie die Mehrheit. Damit kann man tatsächlich etwas bewegen im Blick darauf, wofür steht mein Mitbewerber und wofür stehe ich.

Aktuell wird das Thema Haushalt in der Gemeinde diskutiert. Ihr Mitkandidat spricht davon, dass der Haushalt nicht genehmigt worden ist. Vielleicht können Sie dazu Stellung beziehen.

Hieran sieht man seine mangelnde Kompetenz, er weiß gar nicht worüber er spricht. Es ist überhaupt gar nichts zu genehmigen zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Das schonmal vorweg.
Ich habe dazu bereits auf Facebook eine Erklärung abgegeben, diesem Post auch mehrfach kommentiert und versucht, dieses Thema auf den Punkt zu bringen.
Ersteinmal müssen wir feststellen, wir haben bis zum 31. Dezember 2023 Zeit, eine Eröffnungsbilanz aufzubauen. Und nicht, wie von meinem Mitbewerber kommuniziert wurde, bis zum September diesen Jahres. Ich soll spätestens bis September von meinem neuen Sachstand berichten. Wieder ein Unterschied – man muss also auch schreiben und lesen lernen und dass mag ein Bänker anders lesen als ein Behördenleiter, insofern macht Fachkompetenz in diesem Posten einfach schon Sinn. In dem §81 der Gemeindeordnung Schleswig Holstein ist geregelt, was in einer Interimshaushaltswirtschaft alles möglich ist. Natürlich unterhalten wir Straßen, natürlich setzen wir unsere Projekte fort, natürlich können wir Kinderspielplätze, wo Gefahren herrschen, reparieren. Aber wir können keinen neuen Spielplatz aufbauen. Also mit dem, was an Ideen neu in diesem Jahr aufkommt, haben wir Schwierigkeiten. Alles Begonnene können wir fortsetzen – Unterhaltungsarbeiten wie beispielsweise defekte Straßenbeleuchtung oder Straßenreparaturen.
Und man darf nicht vergessen, mein Mitkandidat ist im Finanzausschuss und hat von der Materie keine Ahnung. Wir haben seit Jahrzehnten einen Finanzausschussvorsitzenden, der eigentlich wissen müsste, was in der Stadt Westerland und auch in der Gemeinde Sylt, die gibt es ja schon über elf Jahre, gelaufen ist. Auch er ist auf dieses Thema nicht eingestiegen, offensichtlich war es auch nicht sein Fokus.
Wir haben festgestellt, als wir uns für Doppik vorbereitet haben, dass viele Inventarlisten nicht vorhanden sind. Sie wurden entweder von der Stadt Westerland weggeworfen oder die Listen der Gemeinden Sylt-Ost und der Gemeinde Rantum sind über die Fusion entsorgt worden. Rechnungen der Stadt Westerland wurden nach der normalen Buchhaltungsfrist, Rechnungen der Gemeinde Sylt-Ost und der Gemeinde Rantum wurden während der Fusion beseitigt. Heute benötige ich genau diese Rechnungen, um festzustellen, wie teuer beispielsweise der Kanal 1995 war, was kostete die Straße, die 1980 gebaut wurde? Diese Daten sind nicht mehr da! Im Rahmen der Fusion hat sich unsere Behörde geändert. Wenn man nachsehen möchte, welches Grundeigentum die Gemeinde Sylt hat, findet man das nicht. Während der Fusion hat die damalige Behördenleiterin versäumt, die ganzen Daten umschreiben zu lassen. Zum Beispiel suchen wir heute noch nach Grundeigentum der Gemeinde Morsum. Es ist einfach fatal und frustrierend. Wir haben in den letzten sechs Jahren so viel Basisarbeit geleistet. Fast 25 Jahre wurde hier durch eine Nichtverwaltungskraft eine Verwaltung geleitet mit den entsprechenden Mängeln, die jetzt sichtbar und fatale Auswirkungen haben. Das müssen wir ausbügeln. Es wurden über Jahrzehnte keine Pacht- und Mietverträge angepasst, ausgelaufene Verträge nicht verlängert, weil keiner wusste, dass es diese Verträge jemals gegeben hat – das bauen wir seit sechs Jahren auf. Wir versuchen aus diesem Chaos aus Jahrzehnten eine Struktur zu finden und diese Daten auch zu entwickeln, um sie dann zu verarbeiten. Wenn diesen Daten aber nicht da sind, dann müssen wir diese ermitteln. Es ist eine Heidenarbeit!
Wir sind dabei eine Vertragsdatenbank aufzubauen, alle Verträge, die bestehen, einzupflegen. Wir haben eine neue Finanzsoftware eingeführt, Satzungen aktualisiert, wir sind dabei Akten zu digitalisieren und durchzuarbeiten, um eben auch Missstände aufzudecken. Wir haben unsere Online-Angebote für die Bürger aufgebaut. Und das alles neben all den Erfolgen, die auf meiner Homepage nachzulesen sind. Was erwartet man bitteschön in sechs Jahren? Wenn man erst einmal, jetzt bin ich sehr drastisch, ein Loch aufarbeiten muss. Wenn sich dann diese Bürgermeisterin, die dafür verantwortlich ist, auf den Wochenmarkt stellt und in die Zukunft blicken möchte, dann muss ich sagen, heißt es nicht »Raab kann besser«, sondern dann kann Raab nicht besser.
Ich muss eins ganz klar sagen, ich habe Herrn Raab im Wahlkampf nie persönlich angegriffen, ich habe immer sachorientiert und tatsächlich Parteithemen angesprochen. Das war mir sehr wichtig, weil das mein Stil ist. Aber jetzt sage ich klar, ich muss Fakten benennen. Ich muss Frau Reiber ansprechen, ich muss den Finanzausschussvorsitzenden ansprechen und ich muss Herrn Raab in seiner Funktion als Finanzausschussmitglied ansprechen – zu sagen, wir haben davon nichts gewusst, dann habe ich entweder meine Rolle als Politiker oder das Thema verkannt. Und wenn ich im Wording nicht sicher bin, dann zeigt das eine nichtvorhandene Fachkompetenz, mit der ich mich aber brüste. Ein Bänker auf der Insel Sylt als Bürgermeister zu implementieren, ist genauso wie vor sechs Jahren einen Makler auf den Bürgermeisterposten zu setzen. Es ist in der Tat so, dass der Wahlkampf vom Niveau her unterirdisch ist. Wir müssen umso mehr nach diesem Wahlkampf ein neues politisches Denken aufbauen. Es kann nicht sein, dass man fünf Jahre lang nichts hört. Wir sind fünf Jahre lang super ruhig durch meine Amtszeit mit viel Ergebnissen, mit wenig Aggression gekommen. Und dann ein dreiviertel Jahr vor Amtsende diesen Hahn aufzudrehen, das zeigt eigentlich, wie die Denke dahinter ist, und die ist einfach nicht wertschätzend, achtsam und entspricht nicht der Erwartungshaltung, wie man sich auf einem politische Parkett sich bewegt.

Stichworte Transparenz und Bürgernähe!

Hierzu müssen wir einfach einen Blick auf die letzten Jahren werfen. Was habe ich für Umfragen gestartet: Fahrradfahrer in der Friedrichstraße, ich habe die Senioren angeschrieben, wie möchten sie im Alter wohnen. Wir haben Werkstätten entwickelt, beispielsweise für die Entwicklung des StoV-Geländes, für den Multipark. Mir ist weiterhin Bürgerbeteiligung und Bürgernähe sehr wichtig. Facebook ist von Bedeutung, aber Facebook ist nicht die Gesellschaft, sondern nur ein Teil davon. Ich möchte die Gesellschaft mitnehmen. Hier müssen wir überlegen, wie wir das gestaltet bekommen. Das Bürgernetzwerk »Merret reicht’s« fühlt sich von der Politik nicht mitgenommen. Politische Arbeit ist aber Bevölkerung mitzunehmen, es kann nicht nur Verwaltung sein. Fraktionen oder Parteien leben davon, dass die Bevölkerung sie trägt. Wenn wir insular denken und handeln wollen, muss Politik insular denken und handeln.

Was möchten Sie Ihren Wählern für die Stichwahl am 28. März auf den Weg geben?

Es ist alles gesagt, aber bitte gehen Sie wählen. Die Wahl ist nicht entschieden. Lassen Sie sich nicht blenden, schauen Sie hinter die Kulissen, fragen Sie nach, seien Sie kritisch. Ich stehe für Fragen auf Instagram, Facebook, per E-Mail oder Telefon zur Verfügung.
Und ich kann eins versprechen, ich bleibe fair! Nicht nur im Wahlkampf, sondern auch in meiner hoffentlich zweiten Wahlperiode.